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Silvia Kind wurde am 15. August 1907 in Chur (Graubünden, Schweiz) geboren. Am Konservatorium Zürich studierte sie (neben der Mittelschule) Klavier, Flöte, Kontrapunkt, Komposition, Rhythmische Gymnastik, Chor- und Orchesterdirigieren. Lehrer waren unter anderen Joseph Ebner, Volkmar Andreae und Hermann Dubs. Das Lehrdiplom absolvierte sie für Klavier und Kontrapunkt. Sie setzte ihre Studien an der Musikhochschule Berlin bei Paul Hindemith, Edwin Fischer und E. Harich-Schneider fort. Daneben dirigierte Silvia Kind den Chor der Freien Universität Berlin. Während der Nazizeit weilte sie wieder in Zürich; sie wurde Assistentin und Schülerin von Hermann Scherchen, Volkshochschuldozentin, dirigierte, konzertierte und war zugleich Mitarbeiterin verschiedener Zeitschriften und Zeitungen. Nach dem zweien Weltkrieg erfolgte der Ruf an die Hochschule für Musik Berlin: sie unterrichtete die Cembalo- und Kammermusikklasse. Daneben wirkte sie am Collegium musicum an der Technischen Universität. 1964 folgte eine erste Tournee durch USA und Kanada. 1969 ereilte sie der Ruf als ordentliche Professorin an die Universität von Washington in Seattle (Washington). 1971 wurde sie von der eidgenössischen Stiftung “Pro Arte” mit einem Preis ausgezeichnet. Schallplattenproduktionen wurden aufgenommen bei Deutsche Gramophone, Jecklin, Vox, Nonesuch, University of Washington Press und mit Arthur Grossman bei der Musical Heritage Society, University of Washington Press and Crystal. Sie ist verzeichnet in Riemanns Musiklexikon und “Who is who of American Musicians”. Nach ihrer Pensionierung verlieh ihr die Universität den “Emeritus-Professor”, der sie zu einem lebenslänglichen Fakultätsmitglied machte. 1979 zeichnete und baute sie in Ligurien (Italien) ein später ziemlich bekannt gewordenes Haus, das dem grossen Philosophen und Wissenschaftler Michael Polanyi gewidmet war und seinen Namen trug („Casa Misi“, die ungarische Verkleinerung von Michael). Bis 1994 lebte sie in Tovo di Faraldi, Italien, verbrachte aber jeden Sommer in ihrem Trailer “Pablo” an der pazifischen Küste, hielt Vorträge und gab Konzerte in Seattle und unterrichtete gelegentlich. Nach ihrem Umzug in ihr geliebtes Amerika lebte sie in Port Angeles, Washington, und erfreute sich der Besuche alter Freunde und Studenten und gab noch zahlreiche Recitals. An ihrem 90. Geburtstag entfloh sie mit ihrem Freund und Nachbarn Bob nach Ulan Bator in Mongolien, um der „Peinlichkeit“ von Gratulationen zu entrinnen. Am 30. Mai 2002 verschied sie nach einem Schlaganfall. Noch am Vortage spielte sie auf ihrem Klavier und Cembalo. Silvia Kind wird in Fachkreisen in Erinnerung bleiben durch ihre Expertise in barocker Ornamentik, als außergewöhnliche Lehrerin für hunderte von Studenten und tausende von Konzertbesuchern.
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